Meine Erfahrung mit Langzeit-Arbeitslosigkeit 

In letzter Zeit bekomme ich häufiger als sonst Zuschriften von Programmierer*innen, die verzweifelt auf Jobsuche sind.

Meist handelt es sich um Quereinsteiger*innen, die auf ihren Einstieg hoffen – oder um Menschen, die aus anderen Ländern stammen und dort studiert haben.

Die schlechte Nachricht, die ich allen geben muss:
Ich bin angestellt – ich habe leider keine Jobs zu vergeben.

Trotzdem berühren mich diese Nachrichten sehr!
Denn vor vielen Jahren habe ich selbst die Erfahrung von Langzeitarbeitslosigkeit gemacht, als ich in den Marketing- und Agenturbereich quereinsteigen wollte.

Da ich zu der Jobsuche der Betroffenen nicht viel beitragen kann, hoffe ich mit diesem Blogpost für manche einen Impuls geben zu können, indem ich meine Erfahrungen teile, sowie alles, was mir geholfen hat (bei der Jobsuche selbst und auf psychischer Ebene).

!Bevor du weiterliest!

Geschätzte Lesedauer: 20 min

Der Beitrag ist diesmal sehr lange geworden 😉, da es keine einfachen Antworten auf solche Phasen gibt.
Lies gerne alles, oder pick dir einzelne Abschnitte aus den Überschriften heraus, die dich ansprechen. Oder springe zu dieser Zusammenfassung, wenn du einen Einblick erhalten willst, worauf es in etwa hinausläuft.

!Achtung – Triggerwarnung!

  • Ich schreibe in diesem Beitrag in einem sehr direkten und (selbst-) kritischen und teilweise selbstironischem Tonfall:
    Nicht alles, was du hier liest, wird deine Meinung oder Weltsicht widerspiegeln
  • Manche meiner Learnings und Schlüsse aus dieser Zeit können dir vielleicht “hart” vorkommen oder Ärger in dir auslösen.
    Aber genau diese unangenehmen Erkenntnisse waren für mich der Wendepunkt.
    Vielleicht können sie auch dir helfen, deinen Weg klarer zu sehen. Du musst dir aber von diesem Beitrag nichts mitnehmen, was nicht zu dir passt.
  • Es sind nur meine persönlichen Erfahrungen: Es gibt keine Garantie, dass dir das gleiche hilft wie mir.
    Hol dir gerne Anregungen, aber suche deinen eigenen Weg in dem Spiel!
  • Im Zweifelsfall ist es ratsam Coaching oder sogar Therapie in Anspruch zu nehmen. Das ist kein Versagen, sondern ein Zeichen von Stärke, wenn du bereit bist, schwierigen Zeiten ins Auge zu sehen.

Noch ein Hinweis:
Die amtlichen sozialen Hinweise beziehen sich auf Österreich.
Zu den Möglichkeiten des sozialen Netzes in anderen Ländern habe ich keine Informationen.

Meine Geschichte hinter der Langzeitarbeitslosigkeit

Ich war damals Quereinsteigerin für Web- und Grafik Design, hatte ursprünglich Literatur studiert, war im gebärfähigen Alter und hatte einen persischen Nachnamen. Ich vermute, dass mich diese Kombination nicht unbedingt am gesamten Arbeitsmarkt beliebt machte.
Später lernte ich auch Menschen mit facheinschlägiger Ausbildung und ganz anderen Voraussetzungen kennen, denen es genauso erging.

Ich bekam sehr viele Absagen und hatte nur vereinzelte Vorstellungsgespräche (ca. 8% meiner Bewerbungen).
Nach meinen wenigen Vorstellungsgesprächen war ich sogar öfters in der letzten Runde.
Den Job bekam aber dann doch wieder jemand anderes.

Ich hatte keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Mindestsicherung.
Um krankenversichert zu sein, musste ich dafür bezahlen, damit ich mich bei meinem Lebensgefährten mitversichern lassen konnte – obwohl ich ja paradoxer Weise kein Einkommen hatte.
Aber es war immerhin eine Lösung und ich war versichert!

Ich habe es der Unterstützung meines heutigen Ehemannes und meinen Eltern zu verdanken, dass ich damals finanziell über die Runden gekommen bin.
Dafür bin ich bis heute überaus dankbar, denn es gibt viele Menschen, die nicht so ein soziales Netz haben.

Wir mussten zwar mit unseren Ausgaben kürzer treten, aber mit den Geldspartricks meiner Mutter, die sie mir in der Studienzeit mitgegeben hatte, waren das Dach über dem Kopf und die täglichen Mahlzeiten kein Problem.

Aber gut ging es mir trotzdem nicht. Ich wollte anderen Menschen nicht in der Tasche hängen und selbst finanzielle Verantwortung tragen.

Bereits nach dem ersten halben Jahr fühlte ich mich:

  • Wertlos
  • Wütend auf mich selbst und meine Ausbildungs-Entscheidungen
  • Wütend auf “die ganzen Unternehmen die mir keine Chance geben wollen, obwohl ich doch so super lernfähig bin” (meine damalige Sicht der Dinge)
  • Ich versank in Selbstmitleid und wurde depressiv
  • Ich wollte immer weniger unter Menschen gehen, da in meiner Umgebung gefühlt alle einen Job hatten

Falls du dich NICHT wiedererkennst und die Situation gelassener nehmen kannst, in dem Sinne von:
“Ich bleibe einfach dran, checke immer wieder meine Optionen und versuche das Beste aus der Situation zu machen.”
Weiter so 👍

Falls du dich wiedererkennst:
Diese Haltung bringt dich nicht weiter – im Gegenteil sie behindert dich nur und macht dich auf Dauer krank.
➡️ Wenn du so denkst und fühlst wie ich damals, brauchst du ein anderes Mindset (mehr dazu später) und eventuell auch professionelle Hilfe.
Das war jedenfalls bei mir so – und es war eine wunderbare Entscheidung, den Weg nicht allein zu gehen und andere Perspektiven in mein Leben zu holen.
Für manche mag das hart klingen – aber ich rede hier von radikaler Ehrlichkeit, die ich auch mit mir selbst an den Tag legen musste, um an der Situation etwas verändern zu können.
Es war nicht angenehm, aber die Änderung von meinem fixen in ein Wachstums-Mindset war einer meiner Gamechanger.

Meine Learnings aus der Zeit

Krise = Chance

Social Media und andere Medien wollen uns weiß machen, dass das Leben immer eine Aufwärtskurve ist. Aber in Wahrheit gehören Tiefen im Leben dazu.

Krisen können sich zu echten Chancen für Persönlichkeitsentwicklung, Neuorientierung oder echter Freiheit im Leben entwickeln.

Ich habe in dieser Zeit viele Lebens- und Unternehmens-Geschichten gelesen.
Viele Unternehmen entstanden in Krisenzeiten oder weil jemand arbeitslos wurde.

Für mich war es an der Zeit mehr Frustrationstoleranz entwickeln, was mir mit der Zeit auch gelang. Die Tools, die ich durch die Lektüre von Selbsthilfe-Büchern erworben habe helfen mir heute noch in schwierigen Situationen.

Ausstieg aus der Opferhaltung

Anja, eine Heilpraktikerin meines Vertrauens hat mir in unserer Zusammenarbeit eines der größten Geschenke dieser Zeit gemacht, der langfristig alle Bereiche meines Lebens revolutioniert hat:

Der Ausstieg aus dem Opfer-Bewusstsein.

Wer davon noch nie gehört hat, dem empfehle ich dieses Video zum Thema Opferbewusstsein, in dem Veit Lindau das Phänomen sehr gut erklärt unter seinem selbst gewählten Namen für diese Krankheit unserer Gesellschaft “Opferitis Humana”.

Langfristig entwickelte ich mich von “die wollen mir alle keinen Job geben” hin zu “lernen wollen, was der Arbeitsmarkt braucht und wie ich ein Unternehmen finde, das mich braucht, wie ich bin”.

Ich habe wieder gelernt ins selbstverantwortliche Denken und Handeln zu kommen und meinen Wert nicht von der Gesellschaft oder dem klassischen Arbeitsmarkt-Denken definieren zu lassen.

Gleichzeitig begann ich mir einzugestehen, was ich selbst zu der Situation beigetragen hatte, anstatt wütend auf die Wirtschaftswelt zu sein.

Ungewissheit ist Teil des Lebens – wir können nicht immer alles kontrollieren

Fakt ist:
Du weißt nicht, wie lange du suchst und wie viele Bewerbungen es brauchen wird!

Als ich das verstanden hatte, habe gelernt:

  • mich auf die Dinge zu konzentrieren, auf die ich Einfluss habe
  • und loszulassen, wenn ich etwas nicht ändern kann.

Es geht leichter, wenn man das zu tolerieren lernt – ohne den Anspruch sich dabei gut fühlen zu müssen.
Lerne damit umzugehen, dass dich negative Gefühle für eine Zeit lang begleiten, aber vermeide Dinge zu tun oder Gedanken Macht zu geben, die sie verstärken!

Dass du noch nicht eingestellt wurdest, heißt trotzdem nicht, dass es nicht noch so werden kann:
Die eine Bewerbung, wo du gar nicht mit einer Einladung gerechnet hast, kann dein plötzlicher Gamechanger sein – egal wie es gerade aussieht, egal wie du dich gerade fühlst.

Professionelle Hilfe: Coaching und Therapie

Wenn du in eine Depression gerutscht bist – was allen in der Situation passieren kann – nimm professionelle Hilfe in Anspruch!
Das ist keine Schande und kann auch wieder neue Möglichkeiten für dich eröffnen, weil Therapie hilft, alte Muster zu beenden und neue, gesündere Denkens- und Verhaltensweisen zu entwickeln.

Ich habe sowohl Therapie als auch gleichzeitiges Job-Coaching in Anspruch genommen und bereue keine einzige Minute davon!
Therapie machte ich ca. 1x pro Monat, damit es sich finanziell ausgeht.

Das Job Coaching hat mir dankenswerter Weise das Arbeitsmarktservice finanziert. Ich war bei einem AMS Jobcoach, aber auch bei ABZ – Beratung für Frauen.

Bleib in Kontakt mit Menschen und sei dabei konstruktiv

Das Wichtigste scheint mir zu sein, mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben und dabei Feedback und Hilfe anzunehmen.

Persönliche Kontakte

Einer meiner größten Fehler, den ich nicht mehr wiederholen würde:
Vermeide es zu überall über deine Situation zu klagen.

So verständlich das in dieser Krisensituation auch ist:
Du wirst irgendwann unerträglich für deine Umwelt. Ich spreche da aus eigener Erfahrung und würde das heute anders machen!
Ich würde das Thema bewusst ausklammern, wenn ich mit Freunden fortgehe, mal versuchen loszulassen und mir trotz allem gönnen Spaß zu haben.
Auch für dein Selbstvertrauen ist es nicht zuträglich, wenn du dich immer wieder das Selbe sagen hörst, wie eine zerkratzte Schallplatte.

Eine Arbeit bekommst du dadurch auch nicht – im Gegenteil!

Sprich lieber begeistert von deinen Qualifikationen, sei offen für Feedback für deine Bewerbungsunterlagen und allen erzähl’ allen, was du suchst.
Nutze das Feedback um in deinen Bewerbungen Neues auszuprobieren, das du noch nicht versucht hast (manchmal vielleicht sogar Dinge, die dir anfangs komisch vorkommen).
Bitte die Menschen in deinem Netzwerk darum, dass sie dich informieren sollen, wenn sie wissen, dass jemand eine Position in der Art sucht.

Häufige Fehler, die mir auf Social Media auffallen

Wenn du Menschen auf Social Media anschreibst, von denen du dir beruflich etwas erhoffst, unterscheide zwei Situationen:

  1. Du möchtest nur einen Ratschlag:
    Dann kannst du offen und ehrlich schreiben – das ist völlig in Ordnung.
  2. Du hoffst, dass dir die Person konkret zu einem Job verhelfen kann:
    Dann vermeide Sätze wie „Ich brauche dringend einen Job“ o. Ä. Potenzielle Arbeitgeber sollten dich als kompetente Fachkraft wahrnehmen – nicht als Bittstellerin.
    So unfair das auch klingen mag:
    Unternehmen stellen dich nicht ein, weil du einen Job brauchst, sondern weil du Fähigkeiten mitbringst, die sie brauchen.
    Lerne hier mehr zu denken wie eine Unternehmerin oder eine HR-Fachkraft.

Lass deinen Frust auch nicht in öffentlichen Kommentaren oder Nachrichten raus.
Selbst wenn du gerade viel Ablehnung erfährst – ein klagender oder aggressiver Ton schreckt andere Menschen ab.

Frag dich stattdessen:

  • Möchte ich so rüberkommen?
  • Würde ich jemanden einstellen, der so schreibt?

Zeig lieber auf deinem Profil, in Kommentaren oder Beiträgen, was dich motiviert, was du gut kannst und worauf du Lust hast. Das weckt Interesse – und Sympathie.

Und ganz wichtig: Keine gefälschten Qualifikationen.
Bitte keine Empfehlungen von Leuten, die dich gar nicht kennen oder aus einem völlig anderen Bereich kommen – das fällt spätestens im Gespräch oder im Job auf.

Das gilt auch für deine Bewerbung.
Wenn du dir Kenntnisse andichtest, die du (noch) nicht hast, wird das auffallen. Entweder beim Interview – oder im Job. Und dann hältst du diese Stelle nicht lange.

Denke langfristig. Dein beruflicher Ruf begleitet dich weiter, auch über die aktuelle Krise hinaus.

Einsatz in persönlichen Netzwerken und Freiwilligenarbeit können Sinn und neue Kraft geben

Nach ca. 1 Jahr daheim auf der Couch habe ich eine Zeit lang Freiwilligenarbeit bei Wiener Rotes Kreuz geleistet, um daheim nicht total schrullig zu werden und mich nicht mehr so nutzlos zu fühlen. Das tat mir und meinen sozialen Fähigkeiten sehr gut. Und ich sah wieder, wie viel ich zu geben habe und dass das auch wertgeschätzt wird.

Außerdem kenne ich auch Menschen, die nach langer Zeit über Freiwilligenarbeit zu einem bezahlten Job gekommen sind.

Ich habe Arbeiten in Haus und Garten für Familienmitglieder erledigt und dafür eine Geldspende erhalten. Das Geld brauchte ich dringend und es war ein gutes Gefühl, weil ich dafür gearbeitet hatte.

An anderen Tagen habe ich bei einer Freundin babygesittet, weil ich so viel Zeit hatte und sie so wenig.
Diese Stunden mit einem wundervollen kleinen Mädchen haben bewirkt, dass ich heute selbst Mutter bin, obwohl ich mir das damals niemals zugetraut hätte.

Bewerbungs-Prozesse sowie Zu- und Absagen sind weniger persönlich als du vielleicht denkst

Ich selbst habe den Bewerbungsprozess lange viel zu persönlich genommen und fälschlicherweise unpassende Rückschlüsse auf meinen eigenen Wert gezogen.

Fakt ist:
Wahrscheinlich hast du einfach noch nicht das richtige Unternehmen gefunden, das dich genau so braucht, wie du bist.

Bei meinem letzten Unternehmen durfte ich die Erfahrung machen, mit allen Bewerberinnen gemeinsam in der Endrunde zu sitzen. Zuerst ärgerte mich das. Jetzt sollte ich mir noch alle meine Konkurennt*innen anschauen?

Aber es war ganz anders, als ich es mir vorstellte:
Wir waren alle ähnlich gepolt und verstanden uns sehr gut – verhielten uns daher auch gar nicht wie Konkurrenz zueinander.
Außerdem konnte ich dann sehen, wie gut auch alle anderen in dieser Runde für den Job gepasst hätten und wie schwer folglich die Entscheidung für die Personalverantwortlichen gewesen sein musste.

Danach habe aufgehört Bewerbungsprozesse persönlich zu nehmen:

  1. Liegt sehr oft – wenn auch nicht immer – nichts Persönliches dahinter. Jemand anderer hat einfach besser gepasst.
  2. Bringt es dir nichts, es persönlich zu nehmen, außer einer gehörigen Portion Selbstmitleid, die wiederum das Selbstbewusstsein schwächt, das du für deine Bewerbungen brauchst.

Selbst wenn es in Einzelfällen einen persönlichen Grund hat, den Unternehmen nicht aussprechen, weil er z. B. diskriminierend oder abwertend wäre, z. B. “der ist uns zu alt” oder “wir wollen keine Frauen”, “Quereinsteiger*innen können ja nichts”. Dann bist du dort sowieso falsch und hast keine angenehme Zukunft. Ich jedenfalls möchte nicht die Quotenfrau in einem misogynen oder ausländerfeindlichen Unternehmen sein 😉

Krisen als Lehrmeister des Lebens betrachten

Am Ende schreibe ich das alles nicht, weil ich so gut darin war, mit der Langzeitarbeitslosigkeit umzugehen.

Im Gegenteil:
Ich musste sehr viel lernen, bis ich mich endlich so weit entwickelt hatte, hier gelassener zu werden und mehr Vertrauen ins Leben zu haben.

Vertrauen NICHT in dem Sinne, das alles immer gut wird!
Sondern dass unser Leben eben auch Prüfungen für uns bereithält und ich es selbst in der Hand habe, wie ich mit einer Situation umgehe.

Du kannst eine scheinbar ausweglose Situation als Lehrmeister des Lebens begreifen oder in die Opferhaltung gehen.
Damit triffst du aber auch die Entscheidung, wie es dir damit geht
Ich habe mich entschieden, dass ich möchte, dass es mir so gut als nur möglich geht, ungeachtet der Situation im Außen.
So konnte ich eine gute Selbstfürsorge entwickeln und wurde resilienter.

Das heißt nicht, dass ich mich immer gut gefühlt habe, nachdem ich meinen Lektionen gelernt habe. Aber irgendwann wusste ich einfach, wie ich mit mir umgehe, wenn meine Stimmung in den Keller geht und ich die Hoffnung verliere.

Ich habe in dieser Zeit über unseren Freundeskreis einen Bekannten kennengelernt, der auch schon so lange arbeitslos war, aber trotzdem versucht hat, ein gutes Leben zu führen, einfach weiter zu suchen oder alternative Lösungen zu finden – ohne sich dabei schlecht vorzukommen. Er hat es einfach akzeptiert und das Notwendige getan.
Das war damals auch ein Auf-Wecker: Mir wurde klar, dass ich umdenken muss.

Manchmal hilft auch eine Verschnaufpause.
Zweimal habe ich mir erlaubt, für jeweils einen Monat keine Bewerbungen zu schreiben, weil ich bemerkte, dass ich nur mehr negativ drauf war.
Diesen Zeitraum habe ich aber fix vorher festgelegt und habe danach wieder sehr strukturiert und mit mehr Energie mit dem Bewerben angefangen!

Lerne neue Lösungen zu finden wenn nötig

Manchmal endet hier einfach ein Weg und es ist notwendig, für einen anderen Beruf umzuschulen oder vielleicht sogar eine Selbstständigkeit anzudenken, auch wenn das im ersten Moment Angst macht.

Damit meine ich auch nicht, dass man alle 3 Monate den Beruf wechseln soll. Für mich persönlich gilt hier ein Zeitraum von 1-2 Jahren, um es zu versuchen – der aber auch abhängig von deinen Finanzen ist.

Für diejenigen, die z. B. meinen sie wären zu alt, um umzuschulen oder neue Wege einzuschlagen empfehle ich die Bücher und Videos von Dr. Gerald Hüther:

Du bist nie zu alt. Du alterst eher schneller, wenn du es nicht tust und keine Möglichkeiten hast, deine Talente und Fähigkeiten sinnstiftend in der Welt einzusetzen.

Hier ein LinkedIn Beitrag, über eine Frau, die im Alter von 74 wieder arbeiten geht, weil sie Lust drauf hatte:
Mit 74 neu angefangen zu arbeiten?

Bei mir kam dieser Moment der Umschulung nach 18 Monaten Jobsuche im Bereich Marketing, Grafik und Webdesign.
Ich schulte auf IT-Trainerin um.
Dieser Job war zwar langfristig auch nicht der richtige für mich, aber er ebnete meinen Weg in die IT und letztlich dem Beruf, der jetzt wirklich für mich passt.

Vom fixen Mindset ins Wachstums-Mindset (Growth Mindset)

Ein fixes Mindset geht davon aus, dass Fähigkeiten und Intelligenz angeboren und unveränderlich sind. Menschen mit dieser Denkweise neigen dazu, Herausforderungen zu vermeiden und Rückschläge als Beweis ihrer Unzulänglichkeit zu sehen.

Im Gegensatz dazu steht das Wachstumsmindset, das die Überzeugung vertritt, dass man durch Anstrengung, Lernen und Ausdauer seine Fähigkeiten entwickeln kann. Diese Perspektive ermöglicht es, Fehler als Lernchancen zu betrachten und kontinuierlich zu wachsen.

Mein Quereinstieg in Grafik-, Webdesign und Marketing hat sich nie wirklich dorthin entwickelt, wohin ich wollte.

Nach einer kurzen Episode mit einem bossenden Chef in einem Job, den ich bald wieder kündigte, war ich wieder lange arbeitslos.
Auch meine Anstellung als IT-Trainerin blieb kein Fixum. Ich wusste damals nicht, dass ich Autismus habe und war folglich mit verschiedenen Situationen überfordert ohne zu wissen warum.
Ich probierte es auch die Selbstständigkeit aus – aber auch das ging nicht lange gut.

Mit der Zeit entstand der Gedanke: “Vielleicht kann ich ja gar nicht arbeiten?!” (fixes Mindset)

Abgesehen von den finanziellen Aspekten wollte ich aber unbedingt arbeiten. Ich brauche es, dass meine Fähigkeiten einen sinnvollen Einsatz in der Arbeitswelt haben.

Also blieb ich dran und arbeitete an meiner Einstellung zu mir und zu dieser Situation.

Mein Tipp:
Schreibe einen guten Mix an Bewerbungs-Arten

Meistens wirst du dich auf normale Ausschreibungen auf Karriereplattformen bewerben. Das ist auch in Ordnung so. Aber reduziere deine Bewerbungen nicht darauf.

Such dir Unternehmen heraus, die dir gefallen und die deine Werte vertreten. Bewirb dich dort initiativ sollten sie deine gewünschte Position gerade nicht ausgeschrieben haben. Manchmal steht ein Job noch nicht im Netz und du hast dann Glück, die erste Person zu sein, die sich bewirbt.

Ganz wichtig:
Bewirb dich auch auf Stellen, wo du nicht alle Qualifikationen oder Voraussetzungen hast.
Mehr als eine weitere Absage kann nicht passieren.
Bewirb dich z. B. auch auf Vollzeitstellen, wenn du Teilzeit willst und schreibe das in deiner Bewerbung dazu. Die ehemalige Quereinsteigerin Emanuela Haberl hat auf diese Art und Weise schon 2 Teilzeitjobs gefunden, die als Vollzeit deklariert waren.

Als ich mich bei Danuvius Consulting beworben habe, wurde ganz klar jemand mit mehr Erfahrung gesucht.
Umso überraschter war ich über die Einladung zum Gespräch und noch mehr als ich eingestellt wurde.
Der Hintergrund:
Mit mir hatte sich ein sehr erfahrener Kollege beworben, der in Teilzeit arbeiten wollte. Auch ich wollte Teilzeit. In Kombination mit meinem erfahrenen Kollegen war es möglich mich als Einsteigerin dazu zu nehmen.

Mein langer Weg zu diesem Happy-End

Mit der Zeit entwickelte ich ein Wachstumsmindset.
Ich blieb dran.
Ich zog Schlüsse aus meinen Erfahrungen.
Ich lernte dazu.
Ich nahm die Welt nicht mehr persönlich.
Ich versuchte jeden Tag Spaß zu haben, ob ich nun einen Job habe oder nicht.
Wenn meine Stimmung trotzdem in den Keller ging, wusste ich wie ich mich wieder aufbauen kann.
Ich fand am Ende des Weges in die IT, letztendlich zur Softwareentwicklung und damit zu meinem Platz in der Arbeitswelt.

Und die Ironie in der Geschichte:
Obwohl ich WebApplicationDeveloperin bzw. Softwareentwicklerin bin, helfe ich im Unternehmen auch mit Marketing aus und bin auf LinkedIn die Personal Brand. Das hat sich so entwickelt.

Nichts im Leben ist umsonst – du weißt nur noch nicht, wozu du es brauchst.

Der ganze Prozess bis zu einer langfristigen Anstellung dauerte weit über meine langzeitarbeitslose Phase hinaus.

Ich wünsche mir die Zeit nicht zurück, aber sie war ein echter Boost für mein persönliches Wachstum:

Ich stelle immer wieder fest, dass ich dadurch die unbezahlbare Fähigkeit erworben habe irgendwo dranzubleiben, wo andere nach kurzer Zeit mit den Worten: “Das bringt nix!” das Handtuch werfen!

Anders als andere Menschen habe ich nach meinem langen Berufs- und Quereinstieg wenig Angst vor der Zukunft, z. B. was KI betrifft.
Auch wenn mein Job sich verändern oder wegfallen würde, weiß ich, dass ich jeden Tag wieder neu anfangen kann, sollte es notwendig sein.

Zusammenfassung aller Tipps:

  • Finde einen Weg aus deiner Opferhaltung auszusteigen!
  • Sorge dafür, dass deine Krise eine Chance für ein neues Leben wird! Krisen wollen dir zeigen, wo du im Leben neue Ressourcen brauchst und ein deutlicher Wechsel in deinem Mindset notwendig ist.
  • Entwickle in der Zwischenzeit dein Mindset, deine Persönlichkeit und deine Fähigkeiten weiter. Lerne vielleicht sogar etwas ganz Neues!
  • Informiere dich in deinem Netzwerk (persönlich und online) darüber, ob jemand für so eine Position sucht und erzähle anderen von deinen Qualifikationen.
  • Vernetze dich mit Recruitern!
  • Lerne wie eine Unternehmerin zu denken!
  • Konzentriere dich darauf deinen Mehrwert für Unternehmen zu zeigen und was du zu bieten hast, anstatt Bedürftigkeit zu signalisieren.
  • Wenn du sozialisierst, sprich dabei immer positiv über dich. Eine wichtige Erfolgsregel lautet: Sprich immer darüber, was du willst – und nicht darüber, was du nicht (mehr) willst!
  • Lass dir in deiner Umgebung, von Recruiterinnen oder beim Arbeitsamt Feedback auf deine Bewerbungsunterlagen geben und probiere Neues aus!
  • Schreibe eine Kombination aus:
    • Bewerbungen auf Ausschreibungen
    • Initiativbewerbungen bei Unternehmen, die dich interessieren
    • Bewirb dich auch auf Stellen, auf die du nicht 100%ig passt (z. B. nicht alle Qualifikationen, nicht genug Erfahrung, Vollzeit gesucht und du willst Teilzeit)
  • Denk an deinen Ruf im Netz!
    Schreibe keine negativen Kommentare oder Nachrichten im Internet – potentielle Arbeitgeber*innen lesen das.
  • Fälsche keine Qualifikationen – selbst wenn du so zu einem Job kommst, kommt das raus und du hast ihn nicht sehr lange.
  • Finde Möglichkeiten mit dir selbst umzugehen, wenn du die Hoffnung verlierst.
  • Nimm Coaching in Anspruch, um neue Ideen und Perspektiven zu bekommen. Frage beim Arbeitsmarktservice, ob sie dir kostenloses Coaching ermöglichen können.
    Wenn du es selbst zahlst, lass dir im Idealfall jemanden empfehlen oder informiere dich vorher, was ein gutes Coaching ausmacht.
  • Wenn es dir psychisch nicht gut geht, nimm (auch) professionelle Hilfe in Form von Therapie in Anspruch. Es ist keine Schande. Therapie ist nicht für schwache Menschen, sondern hilft starken Menschen, die den Willen haben, sich mit ihren und den Schattenseiten des Lebens zu konfrontieren und die ihre Lebensqualität verbessern wollen.

Meine Lieblingsbücher, Videos und Kurse aus meiner Zeit der Langzeitarbeitslosigkeit:

Thema Krise

Es gibt aber auch andere Bücher mit ähnlichen Titeln, wenn dir diese nicht zusagen, wie z. B. von R. Dahlke, u. a. – mit diesen habe ich aber keine Erfahrungswerte.

Thema und berufliche (Neu-)orientierung

Hierzu habe ich einen ganzen Blogbeitrag geschrieben. Du findest ihn hier:

Meine Top Lieblingsbücher für Erfolg und berufliche (Neu-)Orientierung

Videos aus diesem Beitrag

Prof. Dr. Gerald Hüther
Du kannst auch noch mit 85 Chinesisch lernen! | Prinzip des Lernens in 6 Min erklärt

Veit Lindau
Starte jetzt durch! Fck the Opferitis Humana

Autorin

Mag. Rubina Weinzettl


Unternehmensblog:
Thema des Tages

Erfolgreich digitalisieren mit Digitalisierungsberatung

Rubina Weinzettl ist WebDeveloperin bei

  • Individuelle Softwareentwicklung
  • Planung
  • Reporting
  • Daten-Analyse
  • selbstständige Datenpflege für Fachabteilungen
  • Entlastung IT & DataWarehouse-Team
  • reibungsloses Prozessmanagement, Data-Workflows