Autistinnen und soziale Kompensation

Autistinnen tendieren dazu, sozial zu kompensieren.

Das heißt: Wir gehen mehr unter Menschen oder kommunizieren mehr, als uns eigentlich gut tut, weil wir niemanden vor den Kopf stoßen wollen.

In Fachliteratur wird erwähnt, dass dies Frauen stärker betrifft als Männer, weil viele autistische Eigenschaften bei Männern sozial akzeptierter sind.

Eine Sonderpädagogin hat uns erzählt, dass sie in 80% der Fällen wegen autistischen Jungen in eine Schule zur Konsultation gerufen wird. 

Auch das führe ich darauf zurück, dass Autismus bei Mädchen wegen anerzogener sozialer Kompensation häufig unentdeckt bleibt.

Autisten kennen alle diese Erlebnisse, wo wir spontan überfordert waren und jemand anderes das persönlich genommen hat.

Mir ist es z. B. schon passiert, dass ich irgendwo zu Besuch hingekommen bin. Dann war da plötzlich unangekündigt noch jemand anders da.

Ich war so überfordert, dass ich mich statt höflich zu grüßen einfach umgedreht und schnell irgendwo zurückgezogen habe.

Wichtige Bezugspersonen reagieren oft peinlich berührt auf dieses unbeholfene Verhalten und sagen dann Dinge wie:
„Du musst dich einfach zusammenreißen.“

Doch Autismus funktioniert so nicht. Niemand reagiert so, weil er es möchte, sondern weil im Gehirn gerade eine Überflutung stattfindet.

Nach einer solchen Zurechtweisung war ich früher wütend auf mich selbst, wollte anders sein und fragte mich:
“Was stimmt nicht mit mir?”

💡Dank meiner Diagnose weiß ich heute, warum das bei mir so ist und kann mir für solche Fälle im Vorhinein überlegen, wie ich damit umgehe.

Gleichzeitig kann ich beobachten, wo ich noch immer glaube, sozialer agieren zu müssen, als es mir gut tut – z. B. mir zu viele private Treffen auszumachen, damit sich niemand vernachlässigt fühlt – und hier reduzieren.

🤓 Und ich lerne zu akzeptieren, dass ich eben allein mit mir an Entspanntesten bin – mit meinen Spezialinteressen (wie z. B. Programmieren – was für ein Klischee 😂)

👣 Auch meine ältere Tochter hat die Diagnose Autismus. Sie zieht sich noch ganz natürlich aus jedem Spiel und jeder Situation zurück, wenn sie das braucht.

Von ihr kann ich lernen, zu meiner Eremitinnen-Natur zu stehen.

In einem IT Beruf mit Homeoffice-Möglichkeit gelingt das gut. Die meisten leidenschaftlichen IT-Fachkräfte verstehen, dass du gerne alleine mit deinem Laptop in einem Tunnel verschwindest.

#autismus #Kommunikation #autistischeKinder #AutismusundIT

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Rubina Weinzettl ist WebDeveloperin bei

Danuvius Consulting

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